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Hoffnung und Ruin ! Aus der Traum !

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Nagelstudio, Behörden & Richtlinien

" Sabsi, 10.02.2009 17:55.

Sabsi

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Die Geschichte ist rein fiktiv und wenn sich
der ein oder andere darin widererkennt, dann liegt es daran, daß sie
sich so oder ähnlich jederzeit zugetragen haben kann.

Susi
Sorglos hat schon immer Wert auf Ihr Äußeres gelegt und ging neben der
Kosmetik auch regelmäßig ins Nagelstudio. Schon lange hat Sie es
gereizt, es mit der Nagelei selber zu versuchen und jetzt, wo ihre
Kinder langsam größer und selbstständiger werden, sieht sie die Zeit
gekommen, ihren langen Wunsch in die Tat umzusetzen. Natürlich will sie
es erst einmal an sich selbst probieren und kauft sich ein Starterset
im World Wide Web.
Als es 2 Tage später bei ihr eintrifft, geht sie
voller Freude ans Werk, sie hat es ja schon oft genug im Nagelstudio
gesehen, wie es funktioniert. Nach dem ersten Pinselstrichen merkt sie
jedoch schon, daß es wohl einfacher aussah, als es in Wirklichkeit ist
und von Ihren Nägeln, die sie nach 5 Stunden fertig hat, ist sie gar
nicht überzeugt, selbstkritisch war Susi Sorglos ja schon immer.
Ehrgeizig wie sie ist, gibt sie nicht auf, sondern liest sich in Foren
schlau, fragt den Leuten Löcher in den Bauch, besucht Messen und schaut
dort den Stars der Szene genau auf die Finger. So kommt es, das Susi
immer schneller und besser wird und so kommt es, daß ihre Freundinnen,
die sie bisher als Modelle gemacht hat, weiterempfehlen.
Susi ist
inzwischen sogar so gut geworden, daß sie auch Geld dafür verlangen
kann und da es ihr immer mehr Spass macht, geht sie zum Gewerbeamt und
meldet ein Kleingewerbe an.
Durch ihre Kontakte in den Nagelforen
weiss sie sogar auch, daß sie dadurch automatisch Zwangsmitglied in der
HWK oder IHK wird und das sie darauf achten muss, dass sie nicht
einfach der HWK zugeordnet wird, da für Sie die IHK das kleinere Übel
ist. Schnell spricht sich herum, daß Susi ein Nagelstudio eröffnet hat
und und super Nägel macht. Mittlerweile belächelt Susis Mann auch nicht
mehr „ihr Hobby“ da Susis Einnahmen zur Entlastung des Famielienbudgets
beitragen. Ihr Schwiegervater, in dessen Haus sie wohnen, schlägt ihr
vor, den Keller als Nagelstudio auszubauen und Susi ist oberglücklich,
ihr eigenes Nagelstudio war schon länger ihr Traum. Alle packen mit an
und nach 1 Monat Schufterei kann ihr neues Nagelstudio eröffnet
werden. Die Kunden freuts und sie fühlen sich in den frisch renovierten
Räumlichkeiten wohl und Susi wird in ihrem Örtchen zu einem
Anlaufpunkt. Sogar der erste Mann steht eines Tages in Ihrem Studio,
allerdings schaut der irgendwie komisch, was Susi aber erst hinterher
auffällt, dann hinterher weiss sie auch erst warum: Kontrolle der GEZ /
GEMA – Susi war nicht bewusst das Sie jetzt für Ihr Radio in den
Geschäftsräumen nochmal Gebühren zu den ohnehin schon gezahlten und
zusätzlich noch GEMA zu entrichten hatte. Eine Nachzahlung wurde
fällig. Die Müllabfuhr wollte auf einmal auch fast doppelte Gebühren:
es sei schließlich Gewerbemüll. Eine Woche später stand das
Gesundheitsamt zur Kontrolle vor der Tür. Auf Hygiene hatte Susi schon
immer geachtet, daher hatte sie auch kaum bedenken, bis auf ein paar
kleinere Mängel hatte das Amt auch nichts auszusetzen, nur die
Räumlichkeiten fanden sie bedenklich, aber dafür seien sie nicht
zuständig.
Es dauerte auch nicht lange und die für die
Räumlichkeiten Zuständigen standen vor Susis Tür. Die Gewerbeaufsicht
meldete sich an und nun gings richtig los: bei Susi fehlte der
Notausgang – gut sagte der Schwiegerpapa den können wir ja noch
einbauen. Außerdem brauchte Susi 3 Parkplätze, auch da wollte der
Schwiegerpapa die Hofeinfahrt frei machen, was aber nicht ausreichte,
da dann die Autos hintereinander stehen würden, das aber nicht ginge,
da sie nebeneinander stehen müssen, aber wenn das nicht geht, reicht es
auch wenn Susi monatlich einen gewissen Betrag ans Amt überweist , was
aber auf gar keinen Fall geht ist die Deckenhöhe, da fehlen 3 cm bis
zum Mindestmaß der Deckenhöhe und so ginge das gar nicht. Wohl oder
übel musste Susi ihr Nagelstudio schließen.
Susi ist aber eine
Käpferin und gibt nicht klein bei und so findet sie entsprechene
Räumlichkeiten zur Miete. Beim Einrichten packen zwar alle wieder mit
an, obwohl ihr Mann eigentlich der Meinung ist, daß das alles gar nicht
sein muss und sie sich lieber um die Familie kümmern soll, aber denen
werde ich es schon zeigen denkt sich Susi.
Jetzt muss Susi aber die
Mietkosten zusätzlich mit erwirtschaften , was sie dadurch
kompensiert, daß sie ihre Preise erhöht. Da sie aber wirklich die
besten Nägel weit und breit macht, haben ihre Kunden damit keine
Probleme, vor allem auch weil Sie ständig ein Ohr für ihre Probleme hat
und sie sich bei ihr wohl fühlen. Dadurch ist Susie gut ausgelastet,
was zur Folge hat, daß sie mehr Umsatz macht als sie als
Kleinunternehmerin haben dürfte. Das teilt ihr das Finanzamt mit und
fordert eine Nachzahlung der fälligen Umsatzsteuer. Susi arbeitet noch
härter und länger um das Geld aufzubringen, doch je mehr sie arbeitet
und je mehr sie verdient um so schneller steigt ihr Steuersatz und auch
die Krankenkasse will einen immer größeren Teil vom Kuchen ab. Wie sie
es dreht und wendet, ihr geht es wie einem Hamster im Rad, sie macht
immer mehr aber was am Ende übrig bleibt scheint immer weniger zu
werden.
Da Susi jetzt von früh bis Abends im Studio ist fühlt sich
ihr Mann immer mehr vernachlässigt, was immer öfter zu Streit führt und
letztenendes in einer Scheidung endet.
Susi ist schon lange nicht
mehr glücklich, stürzt sich zur Ablenkung aber in Ihre Arbeit, da ihre
Kunden ihr auch viel bedeuten, aber Susi merkt bald, daß der Tag nicht
mehr als 24 Stunden hat.
Arbeit ist aber genügend da, sogar
soviel, daß Susi 1 Mitarbeiterin einstellen kann. Neben ihrer Arbeit
bringt Susi ihr alles bei was sie weiss, sodaß auch ihre Mitarbeiterin
immer besser und schneller wird. Zwischenzeitlich meldet sich die
Berufsgenossenschaft bei Susi zur Kontrolle, da sie ja jetzt eine
Mitarbeiterin hat, braucht Susi jetzt auch einen Betriebsarzt wird ihr
mitgeteilt, der Arbeitschutzbelehrungen durchführt usw. Als
Unternehmerin sei sie schließlich für ihre Angestellten verantwortlich.
Susi fällt fast aus allen Wolken, was sie noch alles zahlen soll.Ihre
Angestellte indes ist der Meinung, daß sie inzwischen so gute Nägel
macht das ihre Bezahlung in keiner Weise ihrer geleisteten Arbeit
entspricht und so kommt es, daß ihre Angestellte geht und von zu Hause
ein Nagelstudio im Nebengewerbe eröffnet.
1 Woche später liegt Susi
mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus. Da Sie kein Einkommen mehr hat,
muss sie Hartz 4 beantragen, ihre Kinder kommen kaum zu Besuch,
irgendwie sind sie sich fremd geworden in letzter Zeit und so liegt sie
grübelnd im Bett, was sie wohl falsch gemacht hat.

10.02.2009 17:55 • x 4 #1


Funny Anny

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10
So ist es! Realität!

10.02.2009 18:13 • #2



Hallo Sabsi,

Hoffnung und Ruin ! Aus der Traum !

x 3#3


silvester

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die susi kenn ich schon :D

12.02.2009 14:37 • #3


Pelle

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Tja, so kann es gehen...

12.02.2009 19:01 • #4


Sabsi


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Ich schieb das Thema einfach nochmal hoch, vielleicht wird damit doch so dem einen oder anderen klar, dass es nicht so einfach ist mit dem Selbständig sein, wie man es sich vorstellt.

Das Thema soll einfach nur zum gründlich drüber nachdenken anregen, denn es steckt wesentlich mehr dahinter als nur schöne Nägel zu machen.

Liebe Grüsse

19.09.2009 02:16 • #5


Creativetrixi

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ohja selbstständig sein , bedeutet immer und selbst ständig zu sein.
offt denkt man dann wird alles leichter , aber das es nicht so ist oder sein kann ist oben sehr deutlich beschrieben .

der text kann beliebig geschrieben werden , ich habe zb. ein stoffgeschäft seit 5 jahren , habe vor 10 jahren von zu hause aus angefangen . und musste auch vieles lernen ....
und lerne nie aus .

ct

22.01.2010 21:01 • #6


Mephisto

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wie wahr, wie wahr......der Schritt in die Selbstständigkeit sollte sehr gut überlegt und durchkalkuliert werden...ist nicht immer alles Sonnenschein...aber wenn man sich das gut überlegt und ausgearbeitet hat, kann es auch das genaue Gegenteil sein, was hier so gut beschrieben wurde...also nicht entmutigen lassen...sondern vorher einfach alles genau abwägen und dann erst durchstarten :wink:

24.01.2010 14:50 • #7


jka

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ja, so schnell kann es gehen. Ist mir fast genauso gegangen. Jetzt starte ich nochmal durch, aber nich alleine. Sondern als Franchisenehmerin mit super Konditionen und 2 Kolleginnen. Der Start war schon super. sind seid 3 Monaten geöffnet und bekommen ab Februar als Verstärkung noch eine 3. Kollegin dazu. Wir sind zwar selbständig aber nicht alleine und haben eine Firma mit knapp 30 Jahren Branchenerfahrung als Rückendeckung hinter uns. Einfach super.

24.01.2010 15:03 • #8


Daffy53

Daffy53

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ich finde es sehr grausam, du bist als mensch immer in den ar...gekniffen, egal was du machst, es sei denn, du bist millionär. furchtbar so etwas. da vergeht mir ja gleich alles. ich möchte mich auch ausprobieren, im nageldesigne, aber wenn ich das hier lese, geht mir der hut hoch. da frag ich mich wirklich wofür das ganze...nun liegste dem stataat nicht mehr auf die taschen und obendrein wird dafür gesorgt, dass man dann im krankenhaus oder psychatrie landet...man oh man....

11.10.2010 06:26 • #9


Kribbly

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Ohhhh jaaa....der Text bewahrheitet sich immerwieder........

11.10.2010 08:54 • #10


DAJANI

DAJANI

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da krieg ich s aber wircklich auch mit der angst zu tun :-(

22.10.2010 23:38 • x 1 #11


CathyEF

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genau so kann es gehen. das gefühl mit dem hamste im laufrad kenne ci auch. und je größer der betrieb wird umso mehr geld wollen andere haben. aber ich möchte auch nicht wieder tauschen und mich verkleinern. dazu liebe ich den job zu sehr. habe früher auch von zu hause gearbeitet und habe ein paar jahren einen laden. hat alles vor- und nachteile.

23.10.2010 08:59 • #12


daisyduck

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susi hat noch freundinnen. claudi verkauft jetzt im internet, moni macht jetzt in blumen und der lebensgefährt von ihr, der manni, macht jetzt hausmeister-service mit allen arbeiten rund ums haus und garten.

so weit, so witzig. ich bin selbst seit sehr langer zeit selbständig und habe auch erst vor 2 jahren in einer völlig neuen branche neu angefangen. in den letzten 20 jahren habe ich viele kommen und gehen sehen. in meiner branche, in anderen branchen, eigentlich überall. leute mit nem bombensicheren job haben irgendwann mit weit aufgerissenen augen bei uns gesessen und gefragt: "hey, was mache ich jetzt, wo ich entlassen wurde? ich kann doch gar nichts dafür, hab aber noch ein haus/auto/weißdergeier abzubezahlen und die kinder...."

wir leben in einer zeit, die schnelllebiger kaum sein könnte. da versprechen sich menschen "in guten und in schlechten zeit bis dass der tod uns scheide" und stellen fest, dass schlechte zeiten uncool sind und trennen leichter als durchhalten ist. und wenn man dann eine neue berufliche perspektive braucht, dann knallt man eben auch mal eben eine tür hinter sich zu um eine neue aufzustoßen.

ich kann die professionellen nagelösen hier echt verstehen, dass sie bei einem gros der beiträge wutanfälle kriegen. natürlich habe ich mich vorher auch gefragt, ob ich hier überhaupt posten soll, denn eigentlich ist es mehr als grenzwertig die profis zu fragen "wie geht denn das", weil die profis sich dadurch u.u. ihre eigenen kunden abgraben, resp. den mitbewerb kräftig anfüttern.

auf der anderen seite, wie schon jemand vorher anmerkte, muss es menschen ohne job auch gestattet sein, ihr leben zu ändern - und wenn es eben mit der selbständigkeit ist.

was ich aber nach knapp 20 jahren selbständigkeit JEDEM raten kann der diesen schritt erwägt: denkt. vorher. nach. und zwar LANGE und GRÜNDLICH. macht einen business-plan, geht zur kammer und lasst euch beraten, holt die bank mit ins spiel, holt euch evtl. einen unternehmensberater und fragt mal euer aller engstes umfeld, ob sie glauben, dass ihr den biss dazu habt, eine selbständigkeit auf jahrzehnte durchzuziehen. mit allen höhen und tiefen.

gerade frauen, die sich gerne für alles verantwortlich fühlen und oftmals noch kinder "am backen" haben, geraten leicht in eine mühle, die oft genug den betreiber zermahlt. es gibt dutzende studien, die belegen, dass sich selbständigkeit nicht unbedingt zum geld verdienen eignet. es gibt wenige, die äußerst erfolgreich selbständig sind. die meisten jedoch haben weniger als festangestellte. das sagt einem nur vorher keiner. weil bspw. der versicherungsfuzzi deinen laden versichern möchte, der bankberater einen kredit verkaufen möchte, der vertreter dir seine waren aufs auge drücken möchte und und und und. oftmals werden die, die vorher warnend mahnen dann als miesmacher und pessimisten verschrien....

oh well, just my two cents. ich könnte noch tagelang über das thema referieren.

23.10.2010 11:14 • x 1 #13


houston

houston

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@Sabsi....

Genauso und nicht anderst sieht es aus.

So als nebenbei zu nageln, ist eine Geschichte,, herrlich kreativ, man fühlt sich wie Susi Sorglos.

Aber Vollzeit ist absolut 2 paar Stiefel......und auch kein Job der einen reich macht.....

LG, Angie ( die meint.....so schnell ist das Geld oftmals nicht verdient, wie es einem aus der Jacke gezogen wird....lach)

25.10.2010 14:26 • #14


Cary

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Geschichte ist echt super - regt zum nachdenken an!

18.11.2011 14:12 • #15



Hallo Sabsi,

x 4#15